متن آلمانی سخنرانی در انستیتو پروتستانهای بن

Wer Dialogs-Arbeit in Bonn treibt hat es nicht leicht. Da diese Stadt bis vor 15 Jahren Hauptstadt der Bundes Republik war, leben hier mehr als alle anderen Städte konservativ ausgerichteten Rentner mit überwiegend Islam kritischen Ansichten. In einem letzteren Gesprächskreis hat ein jemand empfohlen Herr Ashkevari als Referent einzuladen. Er vermutete, Herr Eshkevari müsste kritische Ansichten über den Islam vertreten. Nach Rücksprache mit Herrn Eshkevari und nach dem ich die Sicherheit gewann, dass sein Vortrag die Werte des Islam in hervorragender Weise schildern kann, übernahm ich freiwillig die Übersetzungsarbeit. Der folgende Text würde vorgelesen:

Islam und Demokratie

In der Geschichte des Islam und der Muslime war das Verhältnis zwischen Regierung und Religion immer ein brisantes Thema.

Der Grund dafür war auch, dass der Prophet als ein Verkünder der Botschaft des Islam selbst für den Zeitraum von zehn Jahren in Medina regiert hat und sich wie jeder andre Regierungschef mit der Regelung der alltäglichen Angelegenheit des Volkes, d.h. mit den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Problemen beschäftigt hat.

So entstand eine Verwobenheit von Religion, Politik und Regierung bis fast zur Gegenwart.

Erst nach der Abschaffung des osmanischen Kalifats im Jahre 1924 kamen folgende Fragen auf:

– Ob überhaupt Religion und Politik eine Einheit bilden und miteinander verwoben sind, ?

– ob die Regierung religiös sein und dem religiösen Gesetz entsprechen muss ?

– Ob im Islam eine bestimmte Regierung vorgesehen war und die Muslime verpflichtet sind, diesen Vorschlag auf ewig zu folgen.

Wie es zu erwarten ist, haben die Muslime unterschiedliche Antwort gefunden:

– Eine Gruppe sieht zwischen Religion und Demokratie einen grundlegenden Widerspruch. Sie ist der Demokratie gegenüber feindlich eingestellt und versteht unter Demokratie Zügellosigkeit. Sie ist überzeugt, dass in einer religiösen Ordnung Demokratie keinen Platz hat.

– Auch die zweite Gruppe sieht einen essentiellen Unterschied zwischen der Religion und der Demokratie, aber anders als die erste Gruppe gibt sie die Religion zugunsten der Demokratie auf und lässt der Regierung bei der Gesetzgebung und der politischen Entscheidungsfindung völlig freie Hand.

– Die Vertreter der dritten Gruppe sind der Meinung, dass grundsätzlich kein Widerspruch zwischen Religion und Demokratie besteht, so dass wir gezwungen wären, die eine wegen der anderen aufzugeben. Demnach kann grundsätzlich eine islamische Regierung

– keine undemokratische sein.

Um dieses Verhältnis zu klären, bedarf es der Antwort auf einige wichtige Fragen:

– Was erwarten wir von der Religion?

– Was erwarten wir vom Koran?

– Was meinen wir, wenn wir sagen, der Islam sei eine vollkommene Religion?

– Worin besteht die Vollkommenheit der Religion?

– Wer ist der Gesetzgeber? Gott?, Der Mensch? Oder beide?

– War die Herrschaft der Propheten, die geherrscht hatten, Teil ihrer Sendung?

– Wollten die Propheten und vor allem der Prophet des Islam eine besondere Gesellschaft schaffen?

Um Zeit zu sparen, um Ihnen mehr Gelegenheit zum Nachfragen geben, werde ich hier nur auf einige Fragen eingehen.

Die Religion besteht aus Rechtleitung und Gerechtigkeit. Die Rechtleitung besagt:

Dient Allah und meidet die Götzen( 16:35). Die Rechtsleitung hilft den Menschen zur ethischen Formung, zur Anhebung der menschlichen Werte und zur Vollkommenheit.

Das alles hat aber mit der Regierung und mit dem Staat nichts zu tun.

Denn die Regierung und die politische Macht, selbst wenn sie behaupten im Namen der Religion zu handeln, können die Menschen zu nichts zwingen. Die Religion kennt keinen Zwang.

Anders ist es bei der Gerechtigkeit. Sie ist ein Bestandteil der Philosophie, die hinter der Entstehung des Staates steht.

Gerechtigkeit wirkt wie ein Scharnier. Sie verbindet die Religion mit der Regierung.

Es ist in der Theologie bekannt, um die Schönheit der Gerechtigkeit von der Hässlichkeit der Unterdrückung unterscheiden zu können, brauchen wir unseren Verstand und nicht unbedingt die Religion.

Wichtig ist dabei, dass die Gerechtigkeit gerecht verwirklicht werden muss.

Denn die Anwendung jeglicher ungerechten Methode würde letztendlich Ungerechtigkeit bringen.

Die Menschen müssen wissen, wie funktioniert die Justiz und wer hat nach welchem Maßstab den Richter gewählt.

Nur so können sie sicher sein, dass die Gerechtigkeit auch gerecht verwirklicht wird.

Somit kann man festhalten, dass nur ein demokratischer Staat in der Lage ist die religiöse bzw. islamische Gerechtigkeit anzuwenden.

Mit anderen Worten verstößt eine diktatorische Regierung die essentiellen Werte des Islam. Daher kann eine islamische Regierung nicht anders sein als demokratisch.

Denn wenn wir leugnen, dass der Mensch in jedem Bereich über seinen freien Willen verfügt, würden einige islamischen Grundsätze und sogar einige Suren aus dem Koran ihre Bedeutung verlieren. Das sind:

– Der Mensch sei die hervorragendste Schöpfung Gottes

– Gott habe den Mensch als ein freies Individuums erschaffen

– Gott habe den Menschen das Recht gegeben über Ihr Schicksal zu bestimmen. Es wird sogar betont, kein Mensch sei befugt, dieses Recht von ihm abzunehmen.

– Im Koran werden die Menschen aufgefordert miteinander zu beratschlagen.

– Die Menschen werden zur öffentlichen Aufsicht aufgefordert, für die guten Taten zu werben und vor schlechten zu warnen. Selbst die Verantwortlichen sollten derartige Warnungen wohl wollend respektieren.

– Der Mensch habe die Fähigkeit erhalten, sich Gott zu nähern.

Abgesehen davon, wenn die Menschen kein Recht hätten frei Entscheidungen zu treffe, dann könnten sie kein gerechtes Urteil treffen.

Bekanntlich gibt es Menschen innerhalb der Muslime, aber auch innerhalb der Geistlichkeit, die überzeugt sind, dass die islamischen Grundsätze ihre Gültigkeit immer und ewig bewahren. Das ist aber ein Irrtum. Da, im Laufe der Zeit die gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Bedingungen sich ändern, können einige religiöse Grundsätze ungerecht werden, obwohl sie sich bei ihrer Ankündigung als gerecht erwiesen hatten.

Nach dem Ableben des Propheten mussten die Kalifen sich zum Idjtihad entscheiden.

D.h. die ursprünglichen islamischen Grundsätze neu zu interpretieren. Schon der zweite Kalif, Omar hat die Zeit-Ehe verboten, was vorher erlaubt war.

In den Quellen heißt es, als Mudh ibn Jabal معا ذبن جبل vom Propheten in den Jemen geschickt wurde, um sich dort um religiöse und gesellschaftliche Angelegenheiten zu kümmern, habe er den Propheten gefragt, was zu tun sei, wenn hinsichtlich der Vorschriften, die der Koran und Sunna festlegen, Schwierigkeiten auftreten. Der Prophet habe geantwortet:

Dann musst du gemäß deiner eigenen Einschätzungen entscheiden.

Wir können davon ausgehen, dass die islamischen Vorschriften, die für eine bestimmte Zeit und für eine bestimmte Gruppe von Menschen gut waren, zu einer anderen Zeit von Schaden sein können. Deshalb müssen heute alle gesellschaftlichen und religiös-rechtlichen Vorschriften, die aus der Zeit stammen, als der Islam aufgekommen ist, neu überdacht werden.

Idjtihad hat in den vergangenen 200 Jahren mehr an Bedeutung gewonnen.

Der Grund waren verstärkte Diskussionen unter dem allgemeinen Titel „ Islam und Demokratie“ oder Islam und die westliche Zivilisation.

Hinsichtlich der Notwendigkeit der Fragestellung muss gesagt werden, dass die Muslime, nachdem sie mit Europa und dem Westen in der zweiten Hälfte des 19 Jahrhunderts Bekanntschaft gemacht hatten, mit einer vollkommen neuen Zivilisation und Kultur und vollkommen neuen Sitten konfrontiert wurden.

Diese waren ihnen fremd, und manche dieser Sitten und Ideen schienen zu ihrer eigenen Religion und ihrer Tradition im Widerspruch zu stehen.

Eine Zeitlang verharrten die Muslime diesen Phänomenen gegenüber in Gleichgültigkeit. Aufgewacht wurden sie dann, als sich ein beachtlicher Teil islamischen Bodens direkt unter der Besatzung der mächtigen und kolonialistischen Länder Europas befand.

In der Folgezeit reagierten sie unterschiedlich:

– Ein Teil von ihnen hat sich politisch-militärischem Widerstand zugewandt und versucht, die kolonialistischen Europäer mit militärischem Mittel zu bekämpfen und sie von dem eigenen Boden zu vertreiben.

Die Muslime, die zu dieser Gruppe gehören, lehnen einige westlichen Werte, unter anderen die Demokratie ab.

Ihre Skepsis ist hauptsächlich auf die Tatsache basiert, da die westlichen Mächte oft Demokratisierung in ihren Einflusszonen versprechen, stattdessen aber undemokratischen Staatsmännern zur Macht verhelfen

– Eine andere Reaktion war die Unterwerfung und Liebeswahn. Die Vertreter dieser Art hielten von dem militärischen Widerstand nichts und glaubten, der Westen würde ihnen zum besseren Fortschritt helfen.

– Eine weitere Reaktion bzw. Bewegung war und ist die so genannte „ Erneuerung des religiösen Denkens“.

Sie meinte die Lösung sei weder Gleichgültigkeit noch Nachahmung und Unterwerfung gegenüber allem, was westlich ist.

Auch der gewalttätige Widerstand gegenüber den Kolonialisten, selbst wenn der Widerstand religiös legitimiert ist- erschien den Vertreter dieser Haltung nicht als sinnvoll. Stattdessen meinen sie, die Lösung des Problems sei, die Grundlage des islamischen Denkens zu erneuern und ihn vom Aberglauben zu befreien. Sie sind der Meinung, da der Islam ohnehin auf Vernunft basiert, kann es keinen Widerspruch zur Demokratie geben.

Demnach kann grundsätzlich eine islamische Regierung keine undemokratische sein. Sie fanden in der Demokratie die beste Methode zur Verwirklichung der Gerechtigkeit.

Das beste Beispiel für diese Aufteilung findet man in der Geschichte der konstitutionellen Revolution in den Jahren zwischen 1905 bis 1909, eine Bewegung, die zur Bildung eines Parlamentarischen Systems in Iran führte.

Ein Vertreter der ersten Gruppe war Ayatollah Fazlolah Nuri. Wer aber sich durchgesetzt hatte, war Ayatollah Akhund Khorassani. Er und Ayatollah Naiini haben mit ihrem Ijtihad keinen Widerspruch zwischen der Religion und einem parlamentarischen System gefunden.

Später haben andere Gelehrte, wie Motahari, Tabatabaie diese Linie verteidigt.

Es gibt Ayatollahs, die betonen, dass Raum und Zeit beim Idjtihad eine Rolle spielen müssen, dann geht man sogar über den traditionellen Idjtihad hinaus.

Sollte man diesen Ansatz ernsthaft weiter verfolgen, könnte dabei eine dynamische Rechtswissenschaft heraus kommen, die die bestehenden Widersprüche zwischen einigen Vorschriften und den Sitten oder zwischen dem Islam und den Menschenrechten lösen könnte.

In der Tat solange die Regierung sich auf die Mehrheit der Gläubigen und Gleichgesinnten stützt, werfen vollkommene Freiheit der anderen und Demokratie keine Probleme auf.

Sollten die Andersgesinnten auf demokratischem Wege zur Mehrheit werden, haben sie das Recht, eine Regierung ihrer eigenen ideologischen Ausrichtung zu bilden.

Auch in ihrer Regierung wiederum haben die Muslime das Recht, auf demokratischem Wege an die Macht zu gelangen.

Kein Staatsbürger –egal ob Muslim oder Nicht-Muslim- hat das Recht, solange die demokratischen und freiheitlichen Spielregeln gelten, den Rahmen des Gesetzes zu verlassen und Gewalt anzuwenden, um an die politische Macht zu kommen.

So wie auch der Prophet des Islams das Schwert nicht gezückt hat, um zu politischer Macht zu gelangen.

Noch expliziter hat Imam Ali niemals von Gewalt, dem Schwert, Einschüchterung und Unrecht Gebrauch gemacht, um an die Regierung zu kommen, obwohl er sich selbst für den wahren Nachfolger hielt.

Wenn also das Regieren das Recht des Volkes ist und niemand, nicht einmal der Prophet Gottes , das Recht hat, ohne das Einverständnis des Volkes , Macht auszuüben, dann bedeutet dies, dass das Volk auch eine andere Art der Regierung etablieren kann. Wichtig ist, dass die Muslime verpflichtet sind ihre politischen Aktionen im Rahmen der Verfassung und unter Anwendung demokratischer Mittel durchzuführen.

Zuletzt muss gesagt werden, dass die islamische Regierung eine menschliche, bürgerliche, mehrheitliche, demokratische Regierung ist und auf der Meinung und Ansicht der Mehrheit gründet.

Wenn der Konsens der Vernünftigen besagt, dass die demokratische Ordnung für den Menschen nützlicher ist und dass es sogar einfacher ist, in solch einer Ordnung gläubig zu sein, dann müssen wir auch die Demokratie als Gebot Gottes annehmen.

( Entnommen und zusammengefasst aus den zwei Texten von Herr Eshkevari aus dem Buch Unterwegs zum anderen Islam, Katayun Amirpur)

Vorgetragen im Haus der Evanglischen Kirche, am 24.1.2012

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